Saterfriesisches Wörterbuch
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hier

1. hier: 1.1 hier ainewainde : hier irgendwo in der Nähe. 1.2 hier un deer : hier und da. 2. um die Anwesenheit oder Beteiligung eines anderen zu unterstreichen: 2.1 jie Käärdele hier : ihr beteiligten Männer. 2.2 din Súun hier : dein anwesender Sohn.

hier

ihr, sie: 1.1 iek häbe hier dän Houd roat : ich habe ihr den Hut gegeben. 1.2 iek häbe hier jäärsene in de Stääd blouked : ich habe sie gestern in der Stadt gesehen.

Híer, -e, dät

1. Haar: 1.1 deer gunge die do Híere bie tou Bíerge: dabei stehen dir die Haare zu Berge. 1.2 swotte Híere, ljoachte Híere, rode Híere: schwarze Haare, blonde Haare, rote Haare. uum n Híer waas die Fersäik ferkíerd geen : um ein Haar wäre der Versuch misslungen. do Híere ap dän Kop källe mie : (Klage eines Verkaterten) die Haare auf dem Kopf tun mir weh. 1.5 sik an do Híere riete, luke: sich an den Haaren reißen, ziehen.

Bäterköäkene, -n, ju

1. Nebenküche, die sich im hinteren Teil des Wohnhauses befindet. 2. zusätzliche kleine Küche für den täglichen Gebrauch der Familie oder des Personals zwischen dem Vorderhaus und der Scheune im Gegensatz zu der vornehmeren Fóarköäkene , der Wohnküche. Die Bäterköäkene ist erst Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Hier wurden auch Kartoffeln für die Schweine gekocht.

ferdän

hier in der Redewendung: 1. hän un ferdän : hin und her. 2. hän un ferdän bale : hin und her reden; das Thema ständig wechseln.

Híeldebeen, -bene, die

dünne, nebeneinander gelegte Pfähle, die als Decke über dem Kuhstall dienen. Hier werden Stroh und Heu gelagert.

hierso!

1. genau an dieser Stelle! hier an Ort und Stelle! Verstärkung von hier : 1.1 wier skäl iek sitte? hierso! : wo soll ich sitzen? genau hier! 1.2 wier skäl iek dät Wíerks waisätte? hierso! : wo soll ich das Ding hinsetzen? Genau hier!

krusse, krusse, krut, krusse

dieser, diese, dieses, diese hier: krusse Mon : dieser Mann hier.

so

1. so: 1.1 so häbe iekmie dät nit fóarstoald : so habe ich mir das nicht vorgestellt. 1.2 jo sunt so bieëenuur : sie leben zusammen ohne Trauschein. 1.3 et is so as et is : die Sache ist nun einmal so und nicht zu ändern. 2. ohnehin, sowieso: hie waas bisepen, as dät passíerde; hie weet deer so niks fon : er war besoffen, als das passierte; er weiß ohnehin nichts davon. 3. unentgeltlich, umsonst: ju Butere krigst du so : die Butter ist umsonst. 4. auf die Art und Weise: 4.1 so gungt dät nit : auf die Art und Weise geht das nicht. 4.2 so deeran, so deerfon : wie gewonnen, so zerronnen. 5. in dem gleichen Zustand; in unverändertem Zustand: 5.1 kum, so as du bääst : komm, wie du bist. 5.2 ju lait deer so wai : sie liegt in unverändertem Zustand da. 6. zur Bezeichnung des Maßes oder des Grades: 6.1 dät Swäl waas so groot, die Dokter kuud deer nit mäd kloor kume : die Geschwulst war so groß, der Arzt konnte nicht damit fertig werden. 6.2 so tjuk as n Tíeke : so dick wie eine Zecke. 6.3 so dum as dät Bätereende fon n oolde Ku : so dumm wie das Hinterende einer alten Kuh. 6.4 so n groten Houngst un so n litjet Wucht deerap! : so ein großes Pferd und so ein kleines Mädchen darauf! 7. in Beziehung zu als Vergleich: hie is so dum, as hie loang is : er ist so dumm, wie er lang ist. 8. in Verbindung mit einem Adj. oder Adv. und folgendem as dient so als Konjunktion des Nebensatzes: hie wiel/wüül hier daach häbe, so gemeen as ju juun him wezen is : er wollte sie doch haben, so gemein als/wie sie zu ihm gewesen ist. 9. schwach betont und füllend: deer is n Wäänt wezen, die is so loai wezen : es war mal ein Junge, der war so faul. 10. als Einleitung des Nachsatzes nach Bedingungssätzen: kumst du mie so, dan kume iek die so : so du mir, so ich dir. 11. möglich; wirklich wahr: is dät so, dät du nit kume koast? : ist es möglich/wirklich wahr, dass du nicht kommen kannst? 12. ohne Gruß: ju ron so an mie fóarbie : sie lief ohne Gruß an mir vorbei. 13. üblich: dät is hier so : das ist hier üblich. 14. ungehindert, unbehelligt: hie is snoagens in New York so herumeronnen : er ist nachts in New York unbehelligt umhergelaufen. 15. zur Verstärkung von wier, hier und deer : 15.1 deer lait n Euro! Wier so? : da liegt ein Euro! Wo denn? 15.2 wier skäl iek dän Kuffer waistale? : wo soll ich den Koffer hinstellen? Deer so! : Gerade dort!

Ulenflucht, -e, ju

größeres Loch im Vordergiebel der Scheune, durch das der Wind hindurchpfeifen kann. Hier können Tauben und Eulen hineinund herausfliegen.

uutstete

1. ausstechen: n Ap(p)el uutstete : einen Apfel ausstechen, entkernen. 2. ausstoßen, verdrängen; in die Verbannung schicken: do Ängloundere häbe Napoleon uutstat : die Engländer haben Napoleon in die Verbannung geschickt. 3. herausstrecken; von dort drinnen nach hier draußen strecken: hie statte ju Tunge uut : er streckte die Zunge heraus. 4. vom Arbeitsplatz verdrängen: hie is aaltied boang, dät do Uutloundere him bie de Oarbaid uutstete, wiel hie so loai is : er befürchtet immer, dass die Ausländer ihn von seinem Arbeitsplatz verdrängen werden, weil er so faul ist. 5. überragen, übertreffen: Goddes Heerdelkaid stat buppe dän Hemel uut : Gottes Herrlichkeit überragt den Himmel. jemanden neidisch machen, indem man mit dem prahlt, was der andere nicht hat: hie wol mie do Ogene uutstete mäd sin näie Woain: er wollte mich mit seinem neuen Wagen neidisch machen. jemandem den Rang ablaufen; ausstechen, übertrumpfen: hie wol him uutstete : er will ihm den Rang ablaufen.

ze (a)

ju /ze (Nom.) / hier (Dat./ Akk.), ze (Akk.): weet ze dät wie kume?: weiß sie, dass wir kommen? – jee, iek häbe hier dät fertäld, un ju fraut sik: ja, ich habe ihr das erzählt, und sie freut sich.

kroanke

1. kränken; mit Worten verletzen. 2. ärgern: et kroankt mie, wan die Käärdel so supt : es ärgert mich, wenn der Mann so säuft. grämen, verbittern: et kroankt him, dät sien Bäidene him nit bisäike : es grämt ihn, dass seine Kinder ihn nicht besuchen. 4. verletzen, krümmen: deer skäl neen Spíer Híer ap sin Kop kroankt wäide : es wird kein Haar auf seinem Kopf gekrümmt werden. [afrs. krenza, *krenka]

Äändje, -s, dät

kurze Strecke: dät Skäin is n Äändje fon hier ou: die Scheune ist eine kurze Strecke von hier entfernt.

almächtig

1. allmächtig, überlegen: dou nit so almächtig; du hääst nit dät Tällen hier! : tu nicht so allmächtig; du hast nicht das Sagen hier! sehr: hie kon almächtig fäl lope : er kann sehr schnell laufen.

anhoolde

1. anhalten: 1.1 n Woain anhoolde : einen Wagen anhalten. 1.2 mäd do Woude anhoolde : stottern. 2. anbehalten: hie häd sin Moantel anheelden : er hat seinen Mantel anbehalten. 3. bitten (um): hie hielt mie uum Jeeld an : er bat mich um Geld. 4. sich bewerben: hie hielt uum ju Stede an : er bewarb sich um die Stelle. 5. dringen (auf): hie hoaldt ap n Gespräk mäd uus an : er dringt auf ein Gespräch mit uns. 6. ansprechen (auf): hie hielt mie uum dän näie Woain an : er sprach mich auf den neuen Wagen an. 7. zu etwas erziehen, anleiten: iek häbe him deer tou anheelden, beter tou skrieuwen : ich habe ihn dazu angeleitet, besser zu schreiben. 8. Station machen: hier wollen wie so loange anhoolde : hier wollen wir so lange Station machen. 9. werben um: hie hoaldt al two Jíere um dät Wucht an : er wirbt schon zwei Jahre um das Mädchen.

ap

1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dän Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krigst du aaltied wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjúur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dän eerste(n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dän Húusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesúundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbíerig (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dän hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stíerven : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dän Komer ap t ruugste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuvvelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Púund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenbúrig an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Húunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dän Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo fúren ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.

apstounde

1. aufstehen: 1.1 ädder apstounde : früh aufstehen. 1.2 der Bauer ruft die Bediensteten jeden Morgen mit: Apstoundet! 2. entstehen, aufkommen: 2.1 ju näie Säärke skäl hier apstounde : die neue Kirche wird hier entstehen. 2.2 n stäärken Wíend stuud toumoal ap : ein starker Wind kam plötzlich auf. 2.3 wo is die Tweelverräid apsteen? : wie ist der Zwölferrat entstanden? 3. sich ereignen; geschehen, besonders in Bezug auf unerwartete Unglücksfälle: 3.1 in dät Húus is deer ook wät Läipes apsteen : in dem Haus hat sich auch etwas Böses ereignet. 3.2 deer kon gau n Melöär apstounde : es kann schnell ein Unglück, eine Katastrophe passieren. 4. geboren werden: bie mien Suster is n litjen Wäänt apsteen : meine Schwester hat einen kleinen Jungen bekommen. 5. wieder in Gang bringen; wiederbeleben: in do Bäidenstune in Seelterlound häd man do oolde Seelter Bäidensspíele (wier) apstounde läiten/ lät : im saterfriesischen Kindergarten hat man die alten saterfriesischen Kinderspiele wiederbelebt. 6. gründen: uus Häärm häd n näien Bidrieuw apstounde läiten/lät : unser Hermann hat einen neuen Betrieb gegründet. 7. aufgehen: ju Sunne stoant ap : die Sonne geht auf. 8. sich widersetzten: hie is juun him apsteen : er hat sich ihm widersetzt.

apwaalje

1. einen Erdwall bauen oder hochziehen: hier mouten wie apwaalje : hier müssen wir einen Erdwall bauen. 2. (Torf) Torf in deichförmige Reihen setzen.

Bäidensbäiden, -e, dät

Enkelkind: uus ooldste Bäidensbäiden waas märelg/määrlig hier: unser ältestes Enkelkind war heute Morgen hier.

bimoalje

1. anstreichen: iek mai do oolde Finstere nit jädden bimoalje : ich streiche die alten Fenster nicht gerne an. 2. bemalen: wie häbe do Paaskeoaiere foar uus Suster bimoald : wir haben die Ostereier für unsere Schwester bemalt. 3. schminken: bloot fieuw Jíer in Amerika, un ju kumt hier oun as n Pingstokse aptoakeld un bimoald : nur fünf Jahre in den USA, und sie kommt hier an aufgedonnert und geschminkt wie ein Pfingstochse.

binne

1. binnen, innerhalb von: 1.1 binne träi Dege kriege wie dät Jeeld : innerhalb von drei Tagen erhalten wir das Geld. 1.2 hie wiel/wüül binne een Úre wier hier weze : er wollte innerhalb einer Stunde wieder hier sein.

bispreke

1. besprechen, erörtern: wie häbe dät mädeenuur bispreken : wir haben das miteinander besprochen. (Hier wäre bibale volkstümlicher.) 2. beschwören; mit einem Zauberspruch eine Wunde oder eine Krankheit heilen oder zu heilen versuchen: uus Bääsje kuud Wúunden bispreke : unsere Großmutter konnte Wunden durch Zaubersprüche heilen.

Biwíer , die/dät

1. Stress; Arbeit unter Zeitdruck: wo kumst du färe bie so n Biwíer? : wie kommst du bei solchem Stress weiter? Aufheben(s), Aufsehen, Klamauk; Aufruhr, Spektakel, Lärm: hie moaket deer tou fúul Biwíer uum : er macht deswegen zu viel Spektakel. Gestik: iek kuud an sin Biwíer sjo, dät hie bisepen waas : ich konnte an seiner Gestik sehen, dass er betrunken war. 4. Unruhe, Hektik; geschäftiges Treiben: hier is tou fúul Biwíer uum niks; man kon sik sälven nit balen here : hier ist zu viel Hektik um nichts; man kann sich selbst nicht reden hören. 5. unnötige Umstände; überflüssige oder nutzlose Tätigkeit: hie moaket deer aaltied n Masse Bewíer umetou: er macht immer viele unnötige Umstände. 6. Verwirrung: fóar ju Bjorenge roate et n Bäält Biwíer unner do Bisäikere: vor der Feier gab es sehr viel Verwirrung unter den Besuchern.

bloot

1. nur, lediglich: 1.1 deer wieren bloot noch fjauer : es waren nur noch vier. 1.2 hie is bloot n Toupleger : er ist nur ein Handlanger. 2. (+ nit) außer: jo wieren aal deer, bloot min Brúur nit : sie waren alle da außer meinem Bruder. 3. wät skäl iek deer bloot dwo? : was soll ich nur tun? (Hier wird durch bloot einer Frage eine gewisse Nachdrücklichkeit verliehen.)